Multiresistente Krankheitserreger und die damit verbundene Gefahr von unheilbaren Infektionserkrankungen stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zukunft dar. Einer Studie der Charité Berlin zufolge könnte die weltweite Anzahl der jährlichen Todesopfer, die auf eine Infektion mit multiresistenten Erregern zurückzuführen sind, im Jahr 2050 bereits bei über zehn Millionen liegen. Diese Prognose ist nicht nur aus medizinischer und gesellschaftlicher Sicht erschreckend, sondern hat auch auf wirtschaftlicher Ebene schwerwiegende Konsequenzen. So kalkulierte das US Center of Disease Control and Prevention die jährlichen Zusatzkosten für das Gesundheitssystem sowie die Produktivitätsverluste zu diesem Zeitpunkt auf 300 Milliarden USD jährlich. Diese Beispiele verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der wir uns diesen Entwicklungen stellen müssen.
Der Freistaat Bayern hat mit der Gründung des Forschungsnetzwerks „Neue Strategien gegen multiresistente Krankheitserreger mittels digitaler Vernetzung“ (bayresq.net) einen wegweisenden Schritt unternommen, um in dieser gesundheitspolitisch hoch relevanten Problematik voranzukommen. In den vergangenen Jahren wurden bereits die entsprechenden Rahmenbedingungen in Bayern geschaffen. Kontinuierlich wurde eine leistungsstarke und innovative Life ScienceForschungslandschaft aufgebaut und in gezielten Forschungsprogrammen wie dem Bayerischen Genomforschungsnetzwerk (BayGene), dem Bayerischen Immuntherapienetzwerk (BayImmuNet) und dem Bayerischen Forschungsnetzwerk für Molekulare Biosysteme (BioSysNet) vernetzt. Zugleich konnte mit den aufgeführten Netzwerkprogrammen unter Beweis gestellt werden, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an spezifischen Schwerpunktthemen die Entwicklung der Lebenswissenschaften in besonderer Weise anstoßen und vorantreiben kann. Aufbauend auf diesen hervorragenden Voraussetzungen folgt nun ein neues Netzwerkprogramm, das uns im Ringen um neue Therapieansätze gegen unheilbare Infektionserkrankungen ein gutes Stück voranbringen wird.
Standorte des Forschungsnetzwerkes
Mit dem neuen Programm bayresq.net wird Grundlagenforschung gefördert, die auf der interdisziplinären Expertise in Bayerns Wissenschaft aufbaut und durch ein besseres Verständnis von Infektionsprozessen und Resistenzentwicklungen neue Lösungsansätze gewinnen soll. Die sechs Forschungsprojekte des neuen Netzwerkprogramms werden jeweils von einer Gruppe von renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mehrerer bayerischer Universitäten gemeinsam und interdisziplinär durchgeführt. So sind an dem neuen Forschungsprogramm Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Biologie, Medizin, Biochemie, Bioinformatik, Mathematik und Biophysik beteiligt. Dies ermöglicht es, komplexe Forschungsinhalte systematisch zu untersuchen. Von der Entwicklung neuer Therapeutika bis hin zu den Auswirkungen von Immunsystem, Mikrobiom oder Metabolom auf das Infektionsgeschehen werden von den Forschergruppen verschiedene Ansätze adressiert; sie betrachten sowohl die Auswirkungen der Infektion auf den Wirt als auch die Eigenschaften und Wirkmechanismen der infektionsauslösenden Erreger.
Pressemeldung zur Gründung auf der Webseite des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst:
Kampf gegen multiresistente Keime: Freistaat investiert für medizinischen Fortschritt über 10 Millionen Euro in Grundlagenforschung
Onlinemeldung des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst:
Über 10 Millionen Euro für den Kampf gegen multiresistente Keime
„Wir brauchen interdisziplinär angelegte Grundlagenforschung, um der weltweiten Bedrohung durch multiresistente Krankheitserreger wirksam begegnen zu können.“ So hat es zur Gründung des Forschungsnetzwerkes der damalige Bayerische Staatsminister Bernd Sibler treffend formuliert. Wir möchten ihm für sein Engagement für die Wissenschaft und die gute vertrauensvolle Zusammenarbeit von ganzem Herzen danken und wünschen ihm für alle neuen Ziele, die er anstrebt, alles Gute.
Jetzt begrüßen die Mitglieder des Bayerischen Forschungsnetzwerks „Neue Strategien gegen multiresistente Krankheitserreger mittels digitaler Vernetzung“ bayresq.net den neuen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume. Wir freuen uns auf die gemeinsamen Herausforderungen, neue Impulse und eine stets gute und für Bayern ergiebige, sowie förderliche Kooperation. Sein klares Bekenntnis zum Freistaat als Wissenschaft- und Forschungsland klingt hierfür schon sehr vielversprechend und wir teilen die Einschätzung des neuen Ministers:
Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ist das Schlüsselministerium für Bayerns Zukunft.
Zitat: Pressemeldung des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Photographie: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, © Steffen Böttcher.
Einem weiteren wichtigen Aspekt der Spitzenforschung wird dabei Rechnung getragen: Durch den Einsatz modernster wissenschaftlicher Methoden und Laboranalytik werden enorme Datenmengen erzeugt, die nicht nur gespeichert, sondern auch so schnell wie möglich ausgewertet und zueinander in Relation gesetzt werden müssen. Ohne ein übergeordnetes leistungsfähiges Datenmanagement wäre Forschung an derart komplexen Fragestellungen wie Infektionsprozessen nicht zeitgerecht und zielführend. Nur über den Einsatz von Hochdurchsatzverfahren lassen sich belastbare Voraussagen über Reaktionsmechanismen und Infektionsentwicklungen gewinnen. Die hierbei erhobenen Datenmengen können nur über ein strukturiertes modernes Datenmanagement ausgewertet und für alle am System beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzbar gemacht werden. Erstmals wird versucht, sämtliche erhobenen Daten allen am Netzwerk beteiligten Forschern in Form eines offenen Datenmanagements zugänglich zu machen. Die dabei gesammelten Erfahrungen können dann auch in zukünftigen Netzwerkprogrammen genutzt werden. So ist bayresq.net Bestandteil der Strategie BAYERN DIGITAL, aus deren Mitteln das Programm finanziert wird.
Der uneingeschränkte Datenaustausch der Projektgruppen untereinander ermöglicht es allen Netzwerkpartnern auch parallel zur eigenen Forschung, von den Ergebnissen der anderen Gruppen zu profitieren. Know How kann so ohne Verzögerung ausgetauscht und für alle Gruppen bereitgestellt werden. Hierfür stellt die Geschäftsstelle eine dedizierte Infrastruktur zur Verfügung und ermittelt in einer begleitenden Forschungstätigkeit, in welcher Weise gemeinsame Datenstandards am besten erstellt und in welcher Form die Daten den größten Nutzen für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsstelle, die in Person von Andreas Hauser das Datenmanagement entwickelt und umsetzt, und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie absolutes Vertrauen aller am Datenmanagement beteiligen Personen sind die Grundlage eines solchen Ansatzes.
Durch die im Rahmen des Forschungsnetzwerks geförderten Vorhaben wird Bayern sowohl im Bereich der Lebenswissenschaften als auch des Datenmanagements gestärkt. Zugleich kann damit die Grundlage für neue Therapien in der Zukunft geschaffen werden. Die Bayerische Staatsregierung konnte in den letzten Jahren die Rahmenbedingungen für die Forschungslandschaft in Bayern kontinuierlich verbessern und so optimale Grundlagen für innovative neue Wissenschaftsfelder generieren. Gerade im Bereich der Molekularbiologie ist es gelungen, rasch auf internationale Trends zu reagieren und spezifische Schwerpunktthemen aus der Wissenschaft aufzugreifen und voranzubringen. Die Ergebnisse der etablierten Förderprogramme haben gezeigt, dass die Vernetzung von Forschungsprojekten über alle Hochschulen im Freistaat hinweg stets mit einem deutlichen Mehrwert für die Entwicklung in Wissenschaft und Wirtschaft verbunden war. Die hervorragende Forschungslandschaft und das Herausgreifen aktueller Themen sind die beiden wesentlichen Grundpfeiler, die in ihrer Innen- wie Außenwirkung dazu beigetragen haben, Biotechnologie und molekulare Medizin in Bayern auszubauen und international sichtbar zu machen.
Das Forschungsnetzwerk bayresq.net bietet die Chance, über die Belebung der Grundlagenwissenschaften in den Forschungsbereichen der Immunologie, des Mikrobioms sowie der Infektionsforschung wichtige Voraussetzungen für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen auch über die Grenzen Bayerns hinaus zu legen.